Trotz niedriger Zinsen: Mit diesen Anleihen zum Anlageerfolg

Eine phänomenale Entwicklung: Rund 25 Prozent hat der DAX 2019 zugelegt. Damit ist die schwache Entwicklung aus 2018 zumindest zum Teil fast vergessen. Sollten Anleger, die nicht oder nur in kaum in Aktien investiert haben, sich nun grämen? Welche Strategie ist entscheidend für den Anlageerfolg? Carsten Klude gibt uns seine Einschätzung.

In den vergangenen Wochen wurde viel über die phänomenale Entwicklung an den Aktienmärkten gesprochen. Rund 25 Prozent hat der DAX im letzten Jahr zugelegt und damit die schwache Entwicklung des Vorjahres zumindest zum Teil vergessen lassen. Viele Anleger, die ihr Vermögen gar nicht oder nur zum Teil in Aktien investiert haben, werden sich nun womöglich ärgern. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die jeweilige Anlagestrategie auch zum Risikoprofil des Investors passen muss. Während in Zeiten steigender Aktienkurse die eigene Aktienquote oftmals als zu niedrig empfunden wird, gilt für den Fall nachgebender Börsen das genaue Gegenteil. Dies führt zu prozyklischen Anpassungen der Investitionsquote und suboptimalen Anlageergebnissen. Entscheidend für den Anlageerfolg ist die richtige strategische Asset Allokation. Diese muss einerseits den Renditeerfordernissen des Anlegers entsprechen, andererseits aber auch dessen Risikotoleranz berücksichtigen.

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Volle Konzentration auf Aktien – macht das Sinn?

Von daher sind Anlagestrategien, die zu 100 Prozent in Aktien investieren, für die wenigsten Anleger geeignet. Doch wie soll man den verbleibenden Teil des Vermögens allokieren? In Zeiten, in denen das Geld auf dem Tagesgeldkonto oder auf dem Sparbuch bestenfalls unverzinst herumliegt, ist mit einer solchen Anlage nicht einmal der reale Vermögenserhalt gesichert, wenn die Inflationsrate größer als null ist.

Immobilienanlagen: Vor- und Nachteile

Gerade in Deutschland erfreut sich von daher die Immobilienanlage einer großen Nachfrage. Die Argumente hierfür sind geradezu bestechend: Die Preise kennen seit zehn Jahren nur eine Richtung, nämlich die nach oben, und gleichzeitig hat die Immobilie den Charme, dass im Gegensatz zur Aktie nicht rund um die Uhr eine Wertermittlung stattfindet. Allerdings – und das kann ein entscheidender Nachteil sein – sind Immobilien illiquide. In unserer Vermögensverwaltung kommen illiquide Vermögensgegenstände deswegen nicht zum Einsatz. (Mehr dazu wie wir liquide Investments in Immobilien in unsere Vermögensverwaltung mit aufnehmen, lesen Sie hier: Immobilienaktien REITs: Die Chance der diversifizierten Immobilienportfolio)

Anleihen sind ein wichtiger Bestandteil beim langfristigen Vermögensaufbau

Statt dessen wird der Teil des Vermögens, der nicht in Aktien angelegt wird, in Anleihen investiert.

Aber wenn die Zinsen so niedrig sind wie derzeit, ist eine Investition in Anleihen dann nicht genauso sinnlos wie das Geld auf dem Konto zu belassen? Die klare Antwort auf diese Frage lautet „nein“.

Denn die Wertentwicklung einer Anleihe hängt von zwei Komponenten ab:

  1. Dem Kupon und
  2. dem Kurs der Anleihe.

Normalerweise wird eine Anleihe zu einem Kurs von 100 ausgegeben und zum selben Kurs am Ende der Laufzeit wieder zurückgezahlt. Für Anleger, die diese Anleihe über die gesamte Laufzeit halten (man spricht von einer sogenannten Buy-and-Hold-Strategie) ist somit insgesamt auch nur der Kupon zu verdienen. Während der Laufzeit kann der Kurs der Anleihe aber steigen oder auch fallen, sodass ein zusätzlicher Werttreiber entsteht, wenn man ein geschicktes Anleihenmanagement betreibt. Die Kursentwicklung hängt dabei von folgenden Faktoren ab:

  • die allgemeine Marktzinsentwicklung
  • die Bonität des Schuldners und
  • die Risikoneigung der Anleger.

Warum Anleger, die nicht in Aktien investiert sind, sich nicht ärgern müssen

Seit Beginn des Jahres 2019 haben sich nicht nur die Aktien-, sondern auch die Anleihenkurse sehr positiv entwickelt. Von daher müssen sich Anleger, die nicht ihr gesamtes Vermögen in Aktien investiert haben, nicht grämen. Sofern sie ihr Geld nicht auf dem Konto gelassen, sondern es in Anleihen investiert haben, konnten damit ansehnliche Wertzuwächse generiert werden.

Trotz sehr niedriger Zinskupons bei europäischen Staatsanleihen konnte mit diesen in 2019 eine Wertsteigerung von 2,9 Prozent (gemessen am iBoxx Euro Sovereigns Index) erzielt werden.

Dies ist von daher erstaunlich, weil sich die Kurse von Staatsanleihen und Aktien häufig in entgegengesetzte Richtung entwickeln.

Ist die Skepsis der Anleger groß, verkaufen diese normalerweise ihre risikobehafteten Wertpapiere (wie Aktien) und kaufen dafür im Gegenzug sichere Anleihen von Schuldnern, denen man zutraut, die Zinszahlungen zu bedienen und das Wertpapier bei Fälligkeit auch zurückzuzahlen.

Diese Staats- und Unternehmensanleihen entwickelten sich 2019 besonders positiv

Noch besser als Staatsanleihen haben sich Unternehmensanleihen entwickelt. Europäische Unternehmensanleihen mit einem Investmentgraderating notieren 2019 mit 7 Prozent im Plus. Auch am Anleihemarkt ist festzustellen, dass die Segmente, die das höchste Risiko tragen, 2019 die beste Wertentwicklung aufweisen: High-Yield-Unternehmensanleihen (Anleihen, die kein Investmentgraderating von mindestens BBB- aufweisen) haben in Europa in 2019 um rund neun Prozent im Wert zugelegt, ihre Pendants in den USA sogar um fast 18 Prozent (in US-Dollar). Und auch mit US-Dollar-Anleihen aus Schwellenländern konnte in 2019 mehr als 15 Prozent verdient werden.

Der vielleicht wichtigste Faktor, der sowohl den Aktien- als auch den Anleihenkursen zugutekommt, ist das Agieren der Notenbanken. Insbesondere die US Federal Reserve hat mit ihrer abrupten geldpolitischen Kehrtwende zu Beginn des letzten Jahres die Kursentwicklung an den Kapitalmärkten maßgeblich beeinflusst. Noch Mitte Dezember 2018 erhöhte die US-Notenbank ein weiteres Mal den Leitzins und stellte zudem weitere Zinserhöhungen im Jahr 2019 in Aussicht. Dann folgte im Januar 2019 der überraschende Kurswechsel: aufgrund einer schwächeren Konjunkturdynamik und wegen sinkender Inflationsraten wären weitere Zinserhöhungen überflüssig. Für die Aktien- und Rentenmärkte kommt ein derartiges Szenario einem Schlaraffenland gleich. Genügend Wachstum, um die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne am Laufen zu halten, aber auch nicht zu viel konjunkturelle Dynamik, die zu höheren Inflationsraten und damit zu einer restriktiveren Geldpolitik führt. Solange neue Wirtschaftsdaten diese Erwartungen bestätigen, dürfte es zu weiteren Kursgewinnen kommen. 

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Ausblick 2020

Notenbanken halt an ihrem Leitzins fest

Da Zinserhöhungen von der Zentralbank erst dann erwogen werden, wenn die Inflationsrate deutlich über die Zwei-Prozent-Marke ansteigt, sind höhere Leitzinsen auch in 2020 nicht zu erwarten. Dagegen sind ein oder sogar zwei Zinssenkungen unseres Erachtens in den USA nach 2020 durchaus möglich, da die US-Wirtschaft weniger stark wachsen wird als in diesem Jahr. Die Fed Funds Futures zeigen, dass die Marktteilnehmer mehrheitlich in der zweiten Jahreshälfte mit einer Zinssenkung rechnen.

Die mittelfristigen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer sowie die Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB lassen erwarten, dass die Niedrigzinsphase in Europa noch weit über das Jahr 2020 anhalten wird.

Auch die bislang noch ungelösten politischen Probleme, wie der Handelsstreit zwischen den USA und China, der Brexit und die Schwierigkeiten der politischen Mehrheitsfindung in vielen europäischen Ländern, werden dazu führen, dass die Renditen sehr niedrig bleiben; gleichwohl dürfte es sowohl in Europa als auch in den USA zu kräftigen Schwankungen kommen. Während eine sogenannte Buy-and-Hold-Strategie langfristig definitiv zu einer negativen Performance führen würde, kann das kluge Ausnutzen der zu erwartenden Schwankungen über eine rechtzeitige Verkürzung bzw. Verlängerung der Durationspositionierung in einem Anleihenportfolio jedoch zu einem Mehrertrag von zwei bis drei Prozentpunkten führen. Aktives Anleihenmanagement bleibt also Trumpf, dann haben Festverzinsliche auch weiterhin ihre Berechtigung in einem Portfolio!

Unternehmensanleihen profitieren auch 2020 von der anhaltenden Suche nach höheren Renditen

Solange die wirtschaftliche Entwicklung in Europa nicht in eine Rezession abgleitet, sollten Unternehmensanleihen auch 2020 von der anhaltenden Suche nach höheren Renditen profitieren. Denn im Gegensatz zu Staatsanleihen, deren durchschnittliche Rendite innerhalb der Eurozone negativ ist, versprechen Unternehmensanleihen zwar geringe, aber immerhin noch positive Renditen.

Selbst ein, wie von uns prognostiziert, schwaches Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird dafür sorgen, dass die Ausfallraten bei Unternehmensanleihen absolut und auch relativ gesehen gegenüber ihrer eigenen Historie niedrig bleiben werden. Hinzu kommt, dass die EZB wieder als Käufer auf dem relativ kleinen Markt der europäischen Unternehmensanleihen auftritt. Dies sorgt für einen zusätzlichen, nicht zu unterschätzenden Nachfrageimpuls, der selbst in möglichen Krisensituation dafür sorgen sollte, dass sich die Kreditaufschläge nicht stark ausweiten.

Zudem haben viele Unternehmen in Europa die vergangenen Jahre genutzt, um ihre Verschuldung und die Zinsbelastung durch das immer weiter sinkende Zinsniveau deutlich zu reduzieren. Damit sind sie auch für Zeiten eines anhaltend geringen Wachstums gut aufgestellt, sodass wir aus diesen Gründen für Unternehmensanleihen auch im nächsten Jahr eine positive Entwicklung erwarten. Zwar werden die Bäume für Anleger nicht in den Himmel wachsen, mit High-Yield- und Nachranganleihen sollte aber auch im kommenden Jahr eine positive Wertentwicklung von mehr als zwei Prozent möglich sein.

Wir empfehlen, im nächsten Jahr weiterhin einen spürbaren Teil des Portfolios in High-Yield-Anleihen und Nachranganleihen aus Europa zu investieren. Diese Anleihen werden sich bei einem schwachen, aber leicht positiven Wachstum auch in 2020 einer starken Nachfrage erfreuen, da die Investoren durch das allgemein niedrige Zinsniveau gezwungen werden, in risikoreichere Anlageklassen zu investieren, da nur hier noch einigermaßen auskömmliche Renditen zu erzielen sind.

Bildcredit: Miss X / photocase.de

Autor: Carsten Klude

Carsten Klude studierte nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank VWL mit Schwerpunkt Ökonometrie in Kiel. 1996 kam er zu M.M.Warburg & CO, für die er zunächst die europäischen Kapitalmärkte analysierte und später mit der Leitung des Makro-Research betraut wurde. Seit dem Jahr 2009 ist Herr Klude Mitglied im Investmentrat von M.M.Warburg & CO und verantwortet seit dem Sommer 2013 das Asset Management der Bank. Zusätzlich ist Herr Klude seit dem Jahr 2010 Mitglied im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bundesverbandes deutscher Banken e.V., dessen Vorsitz er von 2015 bis 2018 inne hatte.

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