Gründung als Frau: „Ich weiß, wo meine eigenen Stärken liegen“

Als Frau ein Unternehmen gründen – und dann noch in einem Bereich, der bis dato in Deutschland kaum Beachtung fand? Ganz schön mutig! Doch Schauspielerin, Speakerin und Autorin Patricia Thielemann traute sich: 2004 eröffnete sie ihr erstes Yoga-Studio in Berlin. Im Interview verrät die Gründerin ihre Intention dahinter, warum es ihr wichtig war, ihren eigenen Weg zu gehen und wo sie an ihre Grenzen stieß. 

Frau Thielemann, was bedeutet Yoga für Sie?

Yoga bringt meinen Körper, meinen Geist und meine Seele auf Spur. Durch Yoga sehe ich klarer und verstehe die größeren Zusammenhänge. Und auch körperlich gewinne ich Stärke. Dank Yoga komme ich immer wieder zu mir nach Hause zurück. Und das überzeugt mich seit über 25 Jahren.

In ihrem Studio lehren Sie „Spirit Yoga“. Was ist das Besondere daran? Und wie unterscheidet es sich vom „herkömmlichen“ Yoga?

Yoga war lange Zeit eng an die indische Tradition gebunden. Das ist nicht verkehrt, hat aber heute keine zeitgemäße Relevanz für unseren Kulturkreis – und unsere Gesundheit. Unsere Welt hat sich gewandelt: Die meisten Krankschreibungen werden mittlerweile aufgrund von Rückenleiden oder Burn-outs ausgestellt. Darauf muss sich auch die Yogapraxis und das Training einstellen. Das tue ich mit Spirit Yoga. Ich verfolge dabei einen europäischen Ansatz, der eher vernünftig als imposant und hip ist. Spirit Yoga konzentriert sich auf das Wesentliche.

Viele haben inzwischen ihre Liebe zu Yoga entdeckt – ein eigenes Yoga-Studio zu gründen, geht natürlich einen Schritt weiter. Wie kam es zur Gründung?

Ich habe neun Jahre lang in Los Angeles gelebt, damals das Mekka des modernen Yoga. Dort habe ich unterschiedliche Ausbildungen absolviert und in verschiedenen Yoga-Einrichtungen unterrichtet. Doch irgendwann wollte ich mein Leben nicht mehr auf sechsspurigen Autobahnen in L.A. verbringen, sondern den positiven Spirit und die Sonne Kaliforniens zurück in meine Heimat holen. Anfang der 2000er Jahre war Berlin der richtige Ort dafür. 2004 gründete ich dann mein erstes Studio am Hackeschen Markt.

Hatten Sie Zweifel, dass ihr Vorhaben scheitern könnte? Hatten Sie vielleicht sogar einen Plan B?

Als Gründerin war ich von meiner Idee schon überzeugt. Dennoch war gerade die Anfangszeit der Selbständigkeit ein Wagnis. Wäre ich mit meiner Idee nicht erfolgreich geworden, dann wäre das sicher tragisch gewesen. Einen Plan B hatte ich trotzdem nicht. Das war rückblickend auch gut so, denn dadurch habe ich wirklich die Ärmel hochgekrempelt und mich voll darauf eingelassen. Und natürlich hatte ich auch Unterstützung, auf die ich mich verlassen konnte.

Wie sah diese Unterstützung aus?

Ich kenne meinen eigenen Stärken und Fähigkeiten – ich kann unternehmerisch denken. Dennoch bin ich auch sehr bodenständig und realistisch. Bei der Erstellung des ersten Businessplanes habe ich mir die Hilfe eines Unternehmensberaters gesucht, der sich auf Frauen, die gründen wollen, spezialisiert hatte. Ein solider und vernünftiger Investitionsplan war wichtig, um auch die Bank von meinem Vorhaben überzeugen zu können und damit finanziell das „Go“ zu bekommen.

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Hatten Sie es als Frau damals schwerer?

Tatsächlich empfand ich das nicht als große Hürde. Anfang der 2000er Jahre war Yoga aber einfach noch nicht so etabliert. Der Kommentar der Bank lautete damals in etwa: ‚Yoga? Ist das eine Art Sekte?‘ Insofern musste ich vielmehr Überzeugungsarbeit leisten, dass ich mit meiner Leidenschaft und meiner Idee auch finanziell Erfolg haben kann.

Dennoch war und ist es auch heute noch seltener, dass Frauen gründen …

Ja, Gründerinnen gibt es weniger als Gründer. Tatsächlich ist es aber so, dass viele Frauen sich häufig nicht viel zutrauen. Ich selbst war zu Beginn noch unsicher und habe immer die Legitimation durch männliche Berater gesucht. Meine eigenen Entscheidungen wollte ich so noch einmal absegnen lassen. Das war auch zu Beginn gut – als Unternehmerin habe ich heute aber meine eigene Stimme gefunden. Ich weiß, wo meine persönlichen Stärken liegen und vertraue da auf mich selbst. Dennoch gibt es Dinge, bei denen ich mir Hilfe von außen hole. Gerade, was die Finanzen betrifft.

Welche Ziele verfolgten Sie mit Ihrer Gründung? 

Mir war es wichtig, einen Stil zu entwickeln, der unsere Lebenswirklichkeit hier anspricht. Der darauf ausgerichtet ist, den Belastungen des Alltags entgegenzuwirken. Und dabei trotzdem auch körperlich fordernd und kräftigend ist. Es ist mir ein Anliegen, bei allem was ich tue, den eigenen inneren Kompass zu stärken. Spirit Yoga ist über die Jahre gereift und trifft den Puls der Zeit. Es stimmt mich froh, dass so viele Menschen sich mit meinem klaren Yoga-Stil identifizieren können. Dafür Verständnis in Deutschland zu ernten, ist aber gar nicht so einfach. Denn alles, was in die Richtung Yoga, Achtsamkeit und Co. geht, wird schnell in die Esoterik-Schublade geschoben.

Sind einige Ziele noch offen?

Mein Konzept und mich entwickle ich ständig weiter – dafür schlägt mein Herz. Mittlerweile gibt es Spirit Yoga an drei verschiedenen Standorten in Berlin. Nachdem ich zu Beginn noch selbst die Duschen schrubbte und am Tresen stand, zählt mein Unternehmen heute über 200 Mitarbeiter. Wachsen wollen wir weiter, aber mit Bedacht. Neben Yoga-Kursen bieten wir mittlerweile auch Aus- und Weiterbildungen für Yogalehrer, Workshops, Retreats und Produkte an. Ich selbst schreibe Bücher und eine Yoga-Kolumne für den Berliner Tagespiegel. Darüber hinaus spreche ich auf unterschiedlichen Veranstaltungen über Werte, Identität, verankerte Führung und natürlich über Yoga. Es ist mir ein großes Anliegen, meine zeitgemäße Version von Yoga dort hinzutragen, wo sie erwünscht ist. Und das mein ganzes Leben lang. Denn Yoga hat mich gerufen – und ich habe geantwortet.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Thielemann

Bildcredit: joanalopes / photocase.de, Nadja Klier und Patricia Thielemann / privat

Hinweis: Das Interview wurde ursprünglich im Januar 2019 geführt.

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