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Person in dunklem Anzug steigt hölzerne Treppe hinunter, Hand am Geländer, elegante Uhr am Handgelenk.

Luxus statt Börse? Sachwerte als alternative Anlageklasse

Uhren, Wein und Whisky statt Aktien und Anleihen: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und schwankender Finanzmärkte entdecken immer mehr Anleger die Welt der Sachwerte für sich. Ob seltene Uhren, edle Tropfen oder Oldtimer – das Investieren in sogenannte „Passion Assets“ zieht neue Anleger an. Die Faszination für das Exklusive trifft auf den Wunsch nach Werterhalt und Diversifikation. Doch sind Sachwerte tatsächlich der sichere Hafen in stürmischen Zeiten oder nur ein teures Hobby für Liebhaber? Ein Blick auf die Preisentwicklung von luxuriösen Investments offenbart Chancen sowie Risiken und aktuelle Trends.

Was Sachwerte wertvoll macht

Sachwerte sind materielle Güter, die einen eigenen, oft beständigen Wert besitzen – unabhängig von Preisschwankungen an den Börsen. Im Gegensatz zu Finanzwerten wie Aktien, Anleihen oder Fonds, deren intrinsischer Wert sich von Zahlungsversprechen oder dem Unternehmenswert ableiten lässt, stehen bei Sachwerten physische Objekte im Mittelpunkt. Zusätzlich verkörpern sie oft einen emotionalen Wert, der den Preis maßgeblich beeinflusst. Während beispielsweise der Preis einer Aktie hauptsächlich durch Unternehmensergebnisse und Markterwartungen bestimmt wird, spielen bei Sachwerten Faktoren wie Seltenheit, Material, Zustand, Herkunft und Trends eine entscheidende Rolle.

Ein seltener Jahrganswein, eine limitierte Luxusuhr oder ein Kunstwerk eines berühmten Malers sind nicht beliebig reproduzierbar. Das begrenzte Angebot kann daher den Preis von Luxusgütern in die Höhe treiben.

Der Luxusstatus eines Sachwerte-Investments ist ein entscheidender Faktor für dessen Wertentwicklung und Attraktivität – oft sogar wichtiger als das reine Material oder die Funktionalität des Gegenstands. Vergleicht man zum Beispiel eine Luxusuhr mit einer herkömmlichen Uhr, fällt auf, dass Letztere ein reiner Gebrauchsgegenstand ist, dessen Wert sich nach Kosten, Design und Nachfrage im Markt richtet.

Eine Luxusuhr ist dagegen weit mehr als ein reiner Zeitmesser. Sie ist Statussymbol, Ausdruck von Exklusivität und mitunter Sammlerstück.

Deshalb beträgt ihr Listenpreis bereits ein Vielfaches dessen, was für das Massenprodukt aufgerufen wird. Doch oft ist dies Grundvoraussetzung für eine Wertsteigerung oder zumindest Werterhalt in der Zukunft. Das Massenprodukt verliert bereits nach Kauf einen Großteil seines Wertes.

Im Unterschied zu klassischen Investments an den Finanzmärkten sind Sachwerte meist weniger liquide und erfordern oft spezielles Fachwissen. Eine Investition kann sich schnell als Flop entpuppen, wenn der Fokus auf andere Assets schwenkt. Noch ärgerlicher wäre die Investition in eine Fälschung, die aufgrund von Unwissen über die Echtheit des Gutes getätigt wird.

Es bestehen also auch Risiken in Form von einer schlechteren Performance sowie einem Totalausfall bei einer Fälschung.

Marktentwicklung von Passion Assets

Der Markt für Sachwerte hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt und ist heute deutlich diversifizierter als noch vor einem Jahrzehnt. Anteil daran haben auch Fintechs. Sie ermöglichen Investitionen in Anteile von Sammlerstücken wie zum Beispiel Comics, Sneaker, Uhren, Oldtimer oder Whiskys bereits zu geringen zweistelligen Beträgen. Durch sie erlebt der Sachwertemarkt seit einiger Zeit eine Demokratisierung. Früher war es nur finanzstarken Sammlern, Liebhabern und ausgesprochenen Kennern der Szene möglich, in teure Passion Assets zu investieren.

Denn häufig sind Investitionen erst ab einer hohen Summe möglich. Durch die Fraktionierung der Assets wird nun aber eine breitere Anlegerbasis erschlossen. Neben Privatanleger entdecken auch institutionelle Anleger und Family Offices Passion Assets für sich.

So gelten beispielsweise das Family Office der Familie Porsche Piëch und das der Familie Albrecht (Aldi) als bekannte Beispiele für Investoren in Oldtimer bzw. Kunst. Das hat einen einfachen Grund. Sachwerte können ein Portfolio durchaus sinnvoll ergänzen und einen weiteren Diversifikationseffekt bewirken. Denn: Sachwerte entwickeln sich weitgehend unabhängig von den Schwankungen der Aktienmärkte.

Preisentwicklung des KFLII Index von 2015 bis 2025, ansteigend bis 2023, danach leicht rückläufig. Quelle: Knight Frank.

Ein Blick auf den Knight Frank Luxury Investment Index (KFLII) der Immobilienberatung Knight Frank zeigt den wertstabilen Charakter über viele Luxusinvestitionen hinweg. Der gewichtete Index setzt sich aus elf verschiedenen Passion Assets zusammen und wird jährlich veröffentlicht. Dabei wird der Index regelmäßig angepasst. So wurde Whisky erst 2019 hinzugefügt, während Handtaschen 2020 Einzug hielten. Briefmarken verloren hingegen massiv an Bedeutung und wurden 2021 aus dem Index ausgeschlossen.

Von 2015 bis Anfang dieses Jahres legte der Index rund 50 Prozent zu. Einbrüche gab es in dem Zeitraum trotz Krisen und Kriege kaum. Vielmehr stagnierte in diesen Phasen die Wertentwicklung.

Ein Blick auf die einzelnen Märkte zeigt jedoch: Die Preisentwicklung einzelner Segmente verlief zum Teil sehr unterschiedlich. Seltene Whiskys erlangten im Laufe der Corona-Pandemie aufgrund ihrer spektakulären Wertentwicklung große Aufmerksamkeit, wie der Rare Whisky Icon 100 Index verdeutlicht. Der Index bildet die Preisentwicklung 100 gefragter Sammlerwhiskys ab. Enthalten sind unter anderem Whiskys der bei Sammlern und James-Bond-Fans bekannten Marke „The Macallan“. Besondere und alte Abfüllungen der schottischen Brennerei erzielten Preise in fünfstelliger Höhe und mehr.

Preisentwicklung von Rare Whisky Icon 100, DAX40 und S&P500 von Januar 2015 bis Januar 2025 im Vergleich.

Seit 2015 hat sich der Whisky Index bis Herbst 2022 mehr als verdreifacht und lief in diesem Zeitraum deutlich besser als der Dax oder der S&P500.

Interessant ist vor allem die Entwicklung ab Januar 2022: Zu Beginn entwickelte, sich der Whisky Index genau in die entgegengesetzte Richtung zu den Aktienindizes.

Als Erklärung für diese Entwicklung sind die Suche nach alternativen Investitionen zu nennen, die durch die Niedrigzinsphase zur damaligen Zeit befördert wurde, und der Lifestyle- und Genuss-Trend, bei dem viele Menschen während der Pandemie verstärkt Genussmittel kauften, um sich etwas Besonderes zu gönnen oder ein exklusives Sammlerstück zu besitzen. Mit dem Anziehen der Aktienmärkte ab 2023, kehrte sich diese Entwicklung jedoch um, sodass über den gesamten Betrachtungszeitraum Aktien besser performten.

Preisverlauf im ChronoPuls Index von Jan. 2019 bis Jan. 2025, Quelle: Chrono24, zeigt Anstieg bis 2022, danach Rückgang.

Auch der Markt für Luxusuhren hat sich – angetrieben durch Marken wie Audemars Piguet (AP) und Patek Philippe, die sich in der Spitze im Preis mehr als verdreifachten – robust entwickelt. Diesen Wertzuwachs spiegelt beispielsweise der ChronoPulse-Index wider. Innerhalb des Index hat die Rolex Datejust mit knapp neun Prozent die stärkste Gewichtung.

Im Zeitraum von 2019 bis 2025 stieg der Wert der Uhr um 54 Prozent. Die größte Wertsteigerung erzielte das Modell Royal Oak von AP, welche rund 179 Prozent beträgt. Neben diesen beiden Modellen beinhaltet der Index insgesamt 140 verschiedene Modelle von 14 Uhrenmarken.

Grafik zeigt Preisentwicklung von Liv-ex 100, Artprice100 und Hagerty Blue Chip von Januar 2015 bis Januar 2025.

In den Märkten für Wein, Kunst und Oldtimer waren zuletzt eher verhaltene Entwicklungen zu beobachten. Der Liv-ex Index bildet die Preisentwicklung der 100, nach Definition der Wein-Sekundärhandelsplattform Liv-ex, gefragtesten Weine ab.

Seit seinem Höchststand im Juni 2022 hat der Index bereits nahezu 25 Prozent an Wert eingebüßt. Deutlich stabiler präsentieren sich hingegen der Artprice100 und der Hagerty „Blue Chip“ Index.

Während der Artprice100 die Wertentwicklung eines Portfolios der 100 meistverkauften Künstler abbildet – Pablo Picasso ist mit rund acht Prozent am stärksten gewichtet – und seit 2015 um über 45 Prozent zulegte, spiegelt der Hagerty „Blue Chip“ Index die Preisentwicklung der 25 begehrtesten Nachkriegs-Automobile wider. Der Begriff „Blue Chip“ soll dabei stellvertretend für die besondere Wertbeständigkeit dieser Fahrzeuge stehen. Tatsächlich war diese relativ stabil, wenngleich Autos bestimmter Hersteller (beispielsweise Ferrari oder Porsche) deutlich Wertzuwächse in der Vergangenheit generieren konnten.

Auswahl und Zugangsmöglichkeiten

Der Einstieg in Sachwerte-Investments ist mit Herausforderungen verbunden. Es gibt zwar Indizes, die die Wertentwicklung bestimmter Passion Assets abbilden, doch ein passives Investment in diese ist nicht möglich, da schlicht keine Produkte wie z. B. ETFs darauf existieren. Stattdessen müssen Anleger gezielt in einzelne Objekte oder einen Korb mehrerer Objekte investieren. Damit einher geht ein erhöhtes Klumpenrisiko: Das Portfolio ist weniger breit gestreut und stärker von der Wertentwicklung der einzelnen Objekte abhängig.

Professionelle Fonds, die eine breitere Streuung ermöglichen würden, sind im Bereich exklusiver Sachwerte jedoch institutionellen Investoren und Family Offices vorbehalten und für Privatanleger meist nicht zugänglich.

Auch der Zugang zu besonders begehrten und limitierten Objekten gestaltet sich mitunter schwierig. Exklusivität und Knappheit sind zentrale Werttreiber. Viele Modelle oder Editionen sind nur für ausgewählte Käufer oder auf Einladung erhältlich, was den Markteintritt zusätzlich erschwert.

Nicht selten müssen Interessenten vorher bereits Käufe bei der Marke getätigt haben, um beim Wunschobjekt überhaupt berücksichtigt zu werden und selbst dann, kann es zu einer Wartezeit von mehreren Jahren kommen.

Man denke zum Beispiel an das stets gefragte Rolex Uhrenmodell Submariner oder die begehrten Kelly und Birkin Bag der Marke Hermès. Nicht zuletzt spielen auch praktische Aspekte wie Lagerung und Versicherung eine große Rolle. Aktien und Anleihen liegen in Verwahrstellen, nehmen keinen Platz weg und benötigen keiner weiteren Sicherheitsvorkehrungen.

Passion Assets bedürfen teilweise spezielle Lagerungsbedingungen und sollten gegen Diebstahl geschützt sein. Das verursacht zusätzliche Kosten und organisatorischen Aufwand.

Fazit

Investitionen in Sachwerte haben sich als attraktive Ergänzung zu klassischen Anlageklassen etabliert und bieten die Aussicht auf eine attraktive Wertsteigerung auch einen Schutz vor Kaufkraftverlust. Der größte Vorteil ist aber die Möglichkeit, das eigene Portfolio zusätzlich zu diversifizieren. Durch digitale Plattformen ist der Zugang zu diesen exklusiven Märkten deutlich einfacher geworden.

Neben der finanziellen Rendite spielt für viele Anleger auch die emotionale Komponente eine wichtige Rolle: Im Gegensatz zu Wertpapieren lassen sich Passion Assets tatsächlich erleben und genießen. Bereits der Besitz und das Betrachten eines solchen Objekts kann einen besonderen Mehrwert bieten.

Allerdings sind Sachwerte-Investments mit besonderen Risiken verbunden: Geringere Liquidität, hohe Transaktionskosten, das Risiko von Fälschungen und die oft notwendige Expertise erfordern eine sorgfältige Auswahl und Marktkenntnis. Sachwerte-Investments eignen sich daher vor allem als langfristige, ergänzende Beimischung für erfahrene Anleger mit entsprechender Risikotoleranz. Wer diese Herausforderungen beachtet, kann von der Faszination und den Vorteilen dieser Anlageklasse profitieren, sollte sich aber stets der Risiken bewusst sein.

Bei der Erstellung des Beitrages bedanken wir uns bei Nico Studenroth.

Foto von Unsplash von Hunters Race

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