Kennen Sie die 4 Risiken des Wertpapier-Investments?
3. August 2019Wertpapiere bieten Anlegern die Chance, an den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu partizipieren. Das ideale Investment, das sicher ist, viel Rendite bringt und jederzeit handelbar ist, gibt es aber leider nicht. Jede Investition in Wertpapiere ist neben Chancen auch immer mit Risiken verknüpft. Privatanleger sollten zumindest diese kennen.
1. Kursrisiko
Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Exchange Traded Fonds (ETF) werden an Börsen wie der Börse Frankfurt, der New York Stock Exchange oder der Tokioter Börse gehandelt. Das Kursrisiko beschreibt die Verlustgefahr oder im Positiven die Gewinnchance durch eine Veränderung des Kurses – ein Sparbuch trägt zum Beispiel kein Kursrisiko. Ob ein Kursrisiko besteht, hängt vom jeweiligen Wertpapier ab.
Aktienkurse spiegeln die Erwartung der Marktteilnehmer an den Börsen über die zukünftige Entwicklung des Unternehmenswerts dar. Aktien verbriefen einen Anteil am Unternehmen, welches als Aktiengesellschaft geführt wird. Der Kurs hat oft weniger mit der aktuellen Lage des Unternehmens zu tun als mit der Erwartung der Marktteilnehmer an die Zukunft.
Glaubt die Mehrheit der Marktteilnehmer aufgrund etwa steigender Gewinne, dass das Unternehmen wachsen wird, wird der Preis wegen der erhöhten Nachfrage steigen. Glaubt die Mehrheit an eine negative Zukunft beispielsweise aufgrund sinkender Umsatzzahlen, wird die Aktie weniger nachgefragt und der Kurs fallen.
Bei Schuldverschreibungen, zum Beispiel Staats- oder Unternehmensanleihen, besteht ein Kursrisiko, wenn sie während der Laufzeit verkauft werden. Auch hier bestimmen die Erwartungen den Kurs: Wie wird sich das Zinsniveau entwickeln oder wie hoch ist die Ausfallwahrscheinlichkeit des Emittenten? Wird die Schuldverschreibung hingegen bis zur Fälligkeit gehalten, besteht das Kursrisiko nicht, da der Anleger dann 100 Prozent der Anleihe zurück erhält.
2. Emittentenrisiko
Der Emittent ist der Herausgeber eines Wertpapiers. Das Emittentenrisiko ist eines der größten Risiken bei Schuldverschreibungen. Mittels Schuldverschreibungen verpflichten sich die Emittenten zur Zahlung einer bestimmten Geldsumme oder sonstigen Leistung an den Gläubiger. Daher besteht die Gefahr, dass der Schuldner des Wertpapiers zahlungsunfähig ist und daraus eine vorübergehende oder endgültige Unfähigkeit entsteht, termingerecht und bei Fälligkeit die Zins- und Tilgungsverpflichtungen zu leisten.
Neben Unternehmens- oder Staatsanleihen stellen auch Zertifikate oder Derivate Schuldverschreibungen dar, in die noch Derivate-Strukturen eingebettet sind. In der Regel ist der Emittent dieser Wertpapiere eine Bank. Bei Zertifikaten können Anleger an der Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Basiswertes partizipieren, ohne diesen Basiswert zu besitzen.
Die Bank verpflichtet sich dem Käufer des Zertifikats, ihm gegen einen Preis die Wertentwicklung des Basiswertes zu einem späteren Zeitpunkt zu zahlen. Wird die Bank in der Zwischenzeit zahlungsunfähig, kann der Inhaber des Zertifikats im schlechtesten Fall einen Totalverlust erleiden. Die Finanzkrise 2007/2008, welche durch die Insolvenz der US-amerikanischen Bank Lehman Brothers ausgelöst wurde, hat gezeigt, wie groß dieses Risiko ist.
Rund 50.000 Anleger verloren einen großen Teil ihres Geldes, weil ihre Lehman-Zertifikate nach der Insolvenz der Bank ihren gesamten Wert verloren hatten. Deswegen sollte der Anleger vor der Geldanlage in Schuldverschreibungen wie Anleihen oder Zertifikate unbedingt genau hinschauen, besonders wenn der Emittent hohe Zinsen verspricht.
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3. Marktpreisrisiko
Das Marktpreisrisiko (auch „Marktrisiko“) ist im Grunde ein Teil des Kursrisikos. Es beschreibt das Risiko, dass durch eine nicht-unternehmensspezifische Veränderungen auf einem Markt der Kurs eines Wertpapiers fällt. Marktrisiken können einen bedeutenden Kursrückgang verursachen, obwohl sich die Ertragslage und die Zukunftsaussichten des Unternehmens oder des Emittenten nicht nachteilig verändert haben müssen. Das Marktpreisrisiko ergibt sich zum Beispiel aus Veränderungen im Zinsniveau, Länderrisiken, politischen Unsicherheiten oder Konjunkturrisiken.
Taktische Allokation
Bei der Vermögensanlage ist es deswegen wichtig, nicht nur die Unternehmensdaten im Blick zu behalten, sondern auch die makroökonomischen Daten. Nach der Portfoliotheorie beinhaltet jedes Wertpapier ein unternehmensspezifisches und ein Marktrisiko.
Ziel des Portfoliomanagements ist es durch eine breite Streuung auf viele unterschiedliche Wertpapiere – beispielsweise Aktien und Anleihen verschiedener Länder und Brachen – die unternehmensspezifischen Risiken zu minimieren. Frei nach dem Motto: „Lege nicht alle Eier in einen Korb“.
Deshalb sind es vor allem die Marktrisiken, die bei einem gut diversifizierten Portfolio Einfluss auf die Rendite haben. In Phasen steigender Konjunktur versprechen Aktien insgesamt in der Regel höhere Renditechancen, während man in der Vergangenheit in Phasen rückläufiger Konjunktur meist mit sicheren Anleihen wie etwa Bundesanleihen besser gefahren wäre. Das Portfolio sollte deswegen aus unterschiedlichen Anlageklassen bestehen und laufend in der Gewichtung angepasst werden.
4. Währungs- oder auch Wechselkursrisiko
Bei Wertpapieren, die in einer fremden Währung wie beispielsweise dem US-Dollar gehandelt werden, spielen die Wechselkurse zwischen den unterschiedlichen Währungen eine wichtige Rolle. Fällt etwa der Wert der einen Währung, kann es zu Verlusten beim Wertpapierkurs kommen.
Bei ausländischen Wertpapieren wie Aktien von US-Unternehmen kommt damit das Währungsrisiko hinzu – selbst wenn die ETFs, die in US-Dollar investieren, an einer deutschen Börse in Euro gehandelt werden.
Der Wert einer Währung
Der Umtauschwert einer Währung wird hauptsächlich durch das jeweilige Zinsniveau und die Inflation in dem Währungsland beeinflusst. Diese wiederum werden meist durch die Stärke der jeweiligen nationalen Wirtschaft geprägt.
Erhöht etwa die US-Notenbank (anders als die Europäische Zentralbank, „EZB“) im Zuge einer wachsenden Wirtschaft die Zinsen – wie es 2018 viermal passiert ist – dann wirkt sich dies, wie 2018 passiert, positiv auf den US-Dollar aus.
Hintergrund, zumindest theoretisch, ist das Prinzip der Arbitragefreiheit, welches anhand des folgenden Beispiels erläutert wird: Würde der Kurs des US-Dollars nicht steigen, dann könnte ein Anleger sich zu niedrigen Zinsen im Euroraum verschulden, die Euros in US-Dollar tauschen, ein Jahr zu hohen Zinsen anlegen, und danach wieder zum gleichen Kurs zurück tauschen. Er hätte ohne ein Risiko, aber aufgrund der Zinsdifferenz zwischen USA und Euroraum, einen Gewinn gemacht.
Die Aussicht auf einen risikolosen Gewinn würde aber sofort andere Anleger auf den Plan rufen, die dann das gleiche Geschäft tätigen. Die Nachfrage nach Dollar nimmt zu, da jeder anfänglich seine Euros in Dollar tauschen muss, und der Kurs steigt. Aufgrund der hohen Effizienz an den Kapitalmärkten bleiben solche Türen des risikolosen Gewinns deshalb in der Regel nur sehr kurz offen.
Fazit
Wertpapiere bieten Privatanlegern die Chance, an den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu partizipieren. Jede Investition in Wertpapiere ist neben Chancen auch immer mit Risiken verknüpft. Privatanleger sollten diese kennen.
Wer langfristig sein Vermögen investieren möchte, sollte sich dieser und anderer Risiken bewusst sein. Nur dann kann man Chancen richtig einschätzen und erfolgreich am Kapitalmarkt investieren. Neben den vier genannten Risiken gibt es noch weitere Risiken, die es zu beachten gilt. Alle Risiken, die sich aus dem Investment in Wertpapieren ergeben, können Anleger auch in den „Basisinformationen über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“ lesen.
Bildcredit: deimagine / www.istockphoto.com
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