US-Bonitätsabstufung und Auswirkungen auf die Kapitalmärkte

Die überraschende Herabstufung der US-Bonität durch Fitch von „AAA“ auf „AA+“ hat die globalen Aktienmärkte erschüttert. Trotz der besser als erwarteten Leistung der US-Wirtschaft in diesem Jahr und dem bisher ausgebliebenen Wirtschaftsabschwung hat diese Entscheidung für Aufsehen gesorgt.

Warum wurde die Bonität herabgestuft?

Die Abstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die US-Ratingagentur Fitch ist das Ergebnis mehrerer entscheidender Faktoren. Eine zentrale Ursache für diese Herabstufung ist die gestiegene Staatsverschuldung, die nun 115 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreicht hat. Diese Entwicklung steht in scharfem Kontrast zu den 60 Prozent im Jahr 2007 und den alarmierenden 130 Prozent im Jahr 2020. Diese wachsende Verschuldungsquote, kombiniert mit anhaltend hohen Haushaltsdefiziten, wirft einen Schatten auf die wirtschaftliche Aussicht.

Politischer Konflikt um Anhebung der Schuldenobergrenze

Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor für die Bonitätsabstufung ist der wiederkehrende politische Konflikt um die Anhebung der Schuldenobergrenze. Die zyklische Natur dieses politischen Tauziehens kompliziert die wirtschaftliche Lage zusätzlich und wirft Bedenken hinsichtlich der fiskalischen Verantwortung der Regierung auf.

Langristige Auswirkungen der Bonitätsabstufung begrenzt

Trotz der unmittelbaren Folgen dieser Bonitätsabstufung glauben wir, dass die langfristigen Auswirkungen begrenzt sein könnten. Das weltweite Ansehen der Vereinigten Staaten könnte in gewissem Maße beeinträchtigt werden, jedoch könnten die breiteren Auswirkungen geringer sein als erwartet.

Die Stabilität des US-Dollars als führende globale Reservewährung bleibt weitgehend unberührt. Darüber hinaus wird erwartet, dass US-Staatsanleihen weiterhin als Eckpfeiler der globalen Finanzmärkte fungieren. Diese Faktoren tragen zur Stabilität inmitten der Unsicherheit bei.

Zins- und Geldpolitik entscheidend für Kapitalmärkte

Zusätzlich zu den unmittelbaren Auswirkungen auf die Märkte wird die weitere Entwicklung an den Kapitalmärkten maßgeblich von der Geldpolitik und der Zinsentwicklung bestimmt. Der Anstieg der Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen auf 4,15 Prozent hat bereits spürbare Auswirkungen auf hoch bewertete Aktien, da der höhere Diskontierungsfaktor zukünftige Gewinne abwertet. Diese Dynamik belastet insbesondere Technologiewerte.

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Trifft die Bonitätsabstufung auch US-Staatsanelihen?

Die Zukunft der US-Staatsanleihen wird auch von anderen Faktoren beeinflusst, darunter die möglicherweise steigende Emission neuer Anleihen aufgrund hoher Haushaltsdefizite. Gleichzeitig bemüht sich die US-Notenbank um den Abbau von US-Schatzanleihen in ihrer Bilanz. Entscheidend ist, ob ausreichend Käufer für diese Anleihen gefunden werden können, da andernfalls die Renditen weiter steigen könnten.

Die grundsätzliche Attraktivität von US-Staatsanleihen sehen wir trotz der Bonitätsabstufung nicht gefährdet.

Dennoch stellt sich die Frage, wie Anleger neben den Kupons auf mögliche Kursgewinne oder -verluste reagieren werden. Die Antwort hängt maßgeblich von der zukünftigen Geldpolitik der Notenbank ab.

Inflation entspannt sich

Im Hinblick auf die Inflation zeigt sich eine gewisse Entspannung. Die Inflationsraten in der Eurozone und den USA variieren, wobei die USA eine schnellere und stärkere Abschwächung verzeichnen. In den kommenden Monaten wird erwartet, dass die Inflation in der Eurozone abnimmt. Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter die Entwicklung der Energiepreise und die konjunkturelle Lage.

Im internationalen Vergleich zeigt sich eine ähnliche Entwicklung, wobei viele Länder niedrigere Inflationsraten aufweisen.

Die Preisentwicklung in Deutschland, bedingt durch statistische Basiseffekte, wird sich voraussichtlich im Laufe der Zeit normalisieren.

In Asien sind die Konsumentenpreise vergleichsweise stabil, während in Lateinamerika positive Fortschritte erkennbar sind. In Europa zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.

Die Entwicklung der Kapitalmärkte wird weiterhin von der Geldpolitik und der Inflation beeinflusst.

Die niedrigeren Inflationsraten könnten auf niedrigere Zinsen hindeuten.

Autor: Carsten Klude

Carsten Klude studierte nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank VWL mit Schwerpunkt Ökonometrie in Kiel. 1996 kam er zu M.M.Warburg & CO, für die er zunächst die europäischen Kapitalmärkte analysierte und später mit der Leitung des Makro-Research betraut wurde. Seit dem Jahr 2009 ist Herr Klude Mitglied im Investmentrat von M.M.Warburg & CO und verantwortet seit dem Sommer 2013 das Asset Management der Bank. Zusätzlich ist Herr Klude seit dem Jahr 2010 Mitglied im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bundesverbandes deutscher Banken e.V., dessen Vorsitz er von 2015 bis 2018 inne hatte.

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