Sparpläne: Alles eine Frage des Timings?

Wenn Sie unseren Newsletter schon länger verfolgen, wissen Sie, dass Sparpläne unserer Auffassung nach ein zentraler Bestandteil für den Vermögensaufbau sind. Vor allem für Anleger/-innen, die nicht über ein hohes Anfangskapital verfügen, sind (monatliche) Sparpläne eine hervorragende Lösung.

Wie wichtig der Vermögensaufbau ist, wird beispielsweise beim Blick auf die eigene Altersvorsorge deutlich, denn die gesetzliche Rente reicht in den meisten Fällen nicht aus, um den eigenen Lebensstandard zu halten. Man ist also gut damit beraten, möglichst früh in die private Altersvorsorge zu investieren. Allerdings stellt sich bei der Einrichtung eines Sparplans die Frage, zu welchem Zeitpunkt investiert werden soll. Häufig bieten Broker die Möglichkeit an, den Sparplan zu Beginn, in der Mitte oder zum Ende des Monats auszuführen.

Wie sollte man sich entscheiden und spielt das Timing überhaupt eine Rolle?

Wie Tagesrenditen im Monatsverlauf verteilt sind, haben Analysten vom Family Office HQ Trust untersucht.[1] Dabei haben sie die durchschnittlichen Tagesrenditen bekannter Aktienmarktindizes wie die des MSCI ACWI oder des S&P 500 Index in Abhängigkeit vom Kalendertag berechnet. Dabei lautet die naive Arbeitshypothese, dass zum einen die durchschnittlichen Tagesrenditen positiv ausfallen, da die oben aufgeführten Aktienmarktindizes historisch betrachtet ein positives Trendwachstum aufweisen. Zum anderen dürfte die Höhe der Tagesrenditen unabhängig vom Kalendertag ausfallen.

Mit anderen Worten: Die Tagesrendite ist am Ende des Monats nicht systematisch größer oder kleiner als zu Beginn, sodass die durchschnittliche kumulierte Wertentwicklung im Monatsverlauf monoton und linear steigend verläuft.

Jetzt wird es aber spannend: Die Analysten von HQ Trust können die naive Arbeitshypothese nicht uneingeschränkt bestätigen, sondern haben ein interessantes Muster identifiziert.

Welcher Zeitpunkt eignet sich jetzt am besten für den Sparplan?

So ließe sich ein durchschnittlicher Monat in drei Phasen zerlegen: Zu Beginn des Monats würden die Kurse ansteigen, zur Monatsmitte ginge die durchschnittliche Wertentwicklung dann leicht zurück und zum Ende des Monats würden die Kurse wieder ansteigen.

Wir fanden die Ergebnisse so spannend, dass wir selbst nachgerechnet haben und zu einem vergleichbaren Ergebnis gekommen sind (vgl. Abbildung).[2] In der Tat steigt die kumulierte Wertentwicklung des S&P 500 Index in einem durchschnittlichen Kalendermonat zunächst an, stagniert beziehungsweise ist nach der Mitte eines Monats leicht rückläufig, bevor sie dann zum Ende des Monats wieder ansteigt.

Dieses Muster ergibt sich analog für den DAX, den MSCI World oder den MSCI Emerging Markets Index.

Wichtig: Es handelt sich dabei um einen durchschnittlichen Monat, in der Realität weicht die Wertentwicklung vom Mustermonat ab.

Wie lässt sich dieses Muster erklären?

Selbstverständlich unterliegt dieses Muster statistischen Effekten, jedoch führen die Analysten von HQ Trust zwei ökonomische Gründe für diesen Verlauf an:

  1. Erstens werden relevante Wirtschaftsdaten wie Inflations- oder Arbeitsmarktzahlen sowie viele Unternehmenszahlen zu Beginn und zum Ende eines Monats veröffentlicht.

Investoren würden dann die nachrichtenärmere Zeit für Gewinnmitnahmen nutzen.

2. Zweitens fällt die Volatilität der Aktienkurse aufgrund des „kleinen Hexensabbats an jedem dritten Freitag eines Monats höher aus. Dabei handelt es sich um den Verfallstag von Optionen, an dem größere Marktteilnehmer ihre Positionen anpassen, was zu ungewöhnlichen Kursbewegungen führen kann.

Was ist das beste Timing am Markt?

Haben diese Ergebnisse einen Einfluss auf das optimale Verhalten eines langfristig orientierten Anlegers? Um diese Frage zu klären, haben wir in einem nächsten Schritt die durchschnittliche (geldgewichtete und annualisierte) Rendite eines zehnjährigen Sparplans berechnet. Dabei haben wir unterstellt, dass ein Anleger jeden Monat einen fixen Betrag in den S&P 500 Index investiert. Allerdings haben wir das Kaufdatum variiert. So führt beispielsweise ein Anleger seinen Sparplan immer zum ersten eines Monats aus, ein anderer immer zum zweiten und so weiter.

Das Ergebnis hat unsere Vermutung bestätigt: Historisch betrachtet lässt sich kein klarer Trend erkennen und es hat nur einen geringfügen Unterschied gemacht, wann im Verlauf des Monats der Sparplan ausgeführt wurde (vgl. Abbildung).

Folglich lässt sich aus unseren empirischen Ergebnissen nicht ableiten, ob es gewinnbringender ist, am Monatsanfang, zur Monatsmitte oder zum Monatsende zu investieren.

Würde hingegen ein bestimmter Zeitpunkt statistisch signifikant höhere Renditen aufweisen, würde diese Besonderheit nicht lange unentdeckt bleiben. Stattdessen würden Marktteilnehmer/-innen ihr Anlageverhalten anpassen und damit die Chance auf eine Outperformance zunichtemachen.

Übrigens: Wer auf die Idee kommt, mögliche Muster auf Basis von Wochentagen zu identifizieren und daraus Handelsstrategien abzuleiten, den müssen wir ebenfalls enttäuschen.

Langfristig betrachtet hat es keinen signifikanten Unterschied gemacht, an welchem Wochentag ein Sparplan ausgeführt wurde.

Ein anderes Ergebnis hätte uns erneut verwundert – denn was wäre der (kausale) Grund für eine höhere oder niedrigere Rendite, wenn grundsätzlich an einem Montag anstatt an einem Dienstag investiert wird?

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Wie lautet unser Fazit?

Grundsätzlich sollte man nicht versuchen, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden. Das gilt sowohl für eine Einmalanlage als auch für einen Sparplan. Die Gefahr, zu lange zu warten und damit Renditepotential zu verschenken, ist einfach zu groß.

Zwar lassen sich im Monatsverlauf durchaus unterschiedliche Phasen beobachten (vgl. erste Abbildung), jedoch ist daraus unter Berücksichtigung von Transaktionskosten und Steuern nur schwer eine gewinnbringende Handelsstrategie abzuleiten.

Langfristig orientierte Anleger/-innen sollten sich bei der Terminierung ihres Sparplans nicht allzu viele Gedanken machen, da die langfristigen Renditeunterschiede vernachlässigbar sind. Viel wichtiger ist es, überhaupt zu investieren und nicht zu lange vom Spielfeldrand aus zuzuschauen.

Foto von Lukas Blazek von unsplash


[1] Vgl. https://www.hqtrust.de/de/articles/der-beste-zeitpunkt-fuer-den-aktienkauf, 15.08.2024.

[2] Da nicht alle Monate 31 Tage haben und wir saisonale Effekte ausschließen wollen, endet ein Monat in unserer Analyse am 28. Tag.

Simon Landt

Autor: Simon Landt

Simon Landt hat einen Bachelor der Volkswirtschaftslehre der Universität Kiel sowie einen Master in Quantitative Finance und in Quantitative Economics an der Universität Kiel und an der School of Economics and Business der Universität Ljubljana absolviert. Nach seinem einjährigen Traineeprogramm startete er als Analyst im Makro Research. Seit Oktober 2021 arbeitet Simon Landt im Makro Research zusammen mit Carsten Klude und Dr. Christian Jasperneite. Er ist spezialisiert auf Analysen des aktuellen Marktumfeldes und die Bedeutung für Aktien- und Anleihenmärkte. Seit März 2024 unterrichtet Simon Landt den Masterkurs „Portfolio- und Assetmanagement“ an der Northern Business School.

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