Nachhaltige Geldanlage: wie Sie Ihr Geld grün anlegen

In den letzten Jahren hat sich das nachhaltige Investieren im Asset Management zu einem unaufhaltbaren Trend entwickelt. Immer mehr Anleger haben ein Interesse daran, Unternehmen  mitzufinanzieren, die wie folgt handeln: ökologisch und ethisch korrekt. Wie Anleger Geld nachhaltig anlegen können und welche Fonds sich als Kapitalanlage besonders vielversprechend zeigen.

Angefangen hat dieser Trend bereits in den 90er-Jahren, als das Thema mit den Begriffen „ethische“ und „grüne“ Investments noch in erster Linie moralisch aufgeladen war und zu Beginn vor allem kirchliche Investoren angezogen hat. Insbesondere die Befürchtung, dass nachhaltiges Investieren mit einer Einbuße an Rendite verbunden sein könnte, schreckte viele Investoren zunächst ab. Dies hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Doch einmal von vorne.


Wasserstoff: Lohnen sich Investitionen in diese Technologie?

Wie kommt’s, dass Wasserstoff plötzlich in aller Munde ist? Und wie nachhaltig ist dieser Trend wirklich? Rebekka Haller, Analystin im Investment Office von M.M.Warburg & CO mit ihrer Einschätzung im aktuellen Video.

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Was ist eine nachhaltige Geldanlage?

Es klingt so gut: Nachhaltig investieren, etwas Sinnvolles für die Umwelt tun und dabei zeitgleich sinnvoll und langfristig sein Vermögen aufbauen. „Nachhaltige Fonds als attraktive Geldanlage“ liest man nun immer öfter. Stimmt das? Fakt ist, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen steigt – so werden bereits heute geschätzte 20 Billionen US-Dollar und damit 25 Prozent der global verwalteten Anlagegelder unter Berücksichtigung von nachhaltigen Anlagekriterien gesteuert. Und hier ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

Es gibt allerdings bislang keine einheitliche, eindeutige Definition von Nachhaltigkeitskriterien. Wie bewertet man zum Beispiel CO2-Emissionen? So erscheint es zunächst einfach, das Thema CO2-Emissionen interpretations- und werturteilsfrei zu quantifizieren, indem beispielsweise die CO2-Emissionen eines Unternehmens in Relation zu dessen Wertschöpfung gesetzt werden. Auf den ersten Blick ergibt sich damit ein logisches und konsistentes Ranking. Der zweite Blick auf dieses Ranking offenbart aber schon Probleme, die nicht leicht zu lösen sind. So finden sich auf den ersten, vermeintlich CO2-freundlichsten Positionen fast nur Banken und Versicherungen. Kein Wunder, denn im Vergleich zur Wertschöpfung verursacht eine Bank oder eine Versicherung geradezu zwangsläufig zu vernachlässigende CO2-Emissionen. Gleichzeitig ist es aber denkbar, dass eine in diesem Ranking vermeintlich auf einem guten Platz liegende Bank Projekte finanziert, die alles andere als CO2-neutral sind.

Auf der anderen Seite existieren Unternehmen, die zwar technologisch bedingt einen hohen CO2-Ausstoß relativ zur Wertschöpfung aufweisen, jedoch mit größtem Aufwand versuchen, diesen im Rahmen physikalischer Grenzen so weit wie möglich zu reduzieren.

Ist es dann fair, solche Unternehmen im Ranking massiv abzustrafen?

Müssten Vergleiche nicht stattdessen immer innerhalb von Branchen stattfinden, sodass man Äpfel mit Äpfeln vergleicht und nicht mit Birnen?

Was sind die Kriterien von nachhaltigen Investments?

Standard für nachhaltige Investments: ESG Fonds

In der Finanzbranche hat sich der sogenannte ESG-Ansatz als Standard zur Abgrenzung nachhaltiger Investments etabliert. Unter der Abkürzung „Environment Social Governance (ESG)“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, werden nachhaltige Verantwortungsbereiche zusammengefasst, die Aufschluss darüber geben sollen, inwieweit Unternehmen in ihren Entscheidungen ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen und in die Unternehmensführung einfließen lassen.

Die drei Säulen umfassen u. a. folgende Punkte:

Environmental

  • Investitionen in erneuerbare Energien
  • effizienter Umgang mit Energie und Rohstoffen
  • Reduktion von CO2-Emissionen
  • umweltverträgliche Produktion

Social

  • Einhaltung zentraler Arbeitsrechte
  • Nichtdiskriminierungs-Gebot
  • hohe Standards bei Arbeitssicherheit
  • faire Bedingungen am Arbeitsplatz
  • Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit

Governance

  • transparente Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption und Bestechung
  • angemessene und transparente Vorstandsvergütung, die auf langfristige und nachhaltige Unternehmens-entwicklung ausgerichtet ist
  • Stärkung Aktionärsrechte

Dominant unter den nachhaltigen Investmentansätzen sind zwei Ansätze, die auf Positiv- oder Negativlisten für Wertpapiere beruhen. Bei dem „Best-in-Class“ Ansatz werden Unternehmen selektiert, die innerhalb einer definierten Gruppe (Index, Subindex, Industriegruppe) die beste ESG Ausprägung haben. Der zweite Ansatz geht auf Ausschlusskriterien ein, d. h. das Investmentuniversum wird um Unternehmen, auf die bestimmte Kriterien zutreffen (z. B. Tabakherstellung, Verletzung von Menschenrechten) bereinigt.

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Habe ich als Anleger mit einem größeren Risiko zu rechnen, wenn ich in nachhaltige Fonds investiere?

Zum einen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Nachhaltigkeit keinesfalls zu Renditeeinbußen führen muss und es damit keinen Zielkonflikt zwischen Nachhaltigkeit und Rendite gibt. Dahinter steht die Überlegung, dass nachhaltig geführte Unternehmen dauerhaft besser aufgestellt sind und profitabler arbeiten. Zum anderen werden Nachhaltigkeitskriterien  auch zunehmend im Zusammenhang mit einem effizienten Risikomanagement eine Bedeutung beigemessen. So können durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien Reputationsrisiken, operationelle Risiken und Event-Risiken deutlich reduziert werden. Es verwundert daher auch nicht, dass die empirische Evidenz zeigt, dass Anlageportfolios, die nach Aspekten der Nachhaltigkeit aufgestellt sind, geringeren Schwankungs- und Rückschlagrisiken als herkömmliche Portfolios unterliegen.

Der norwegische Staatsfonds oder der Rockefeller Brothers Fonds schließen Kohleinvestments aus ihren Portfolios weitestgehend aus

Gleichzeitig haben auch gesellschaftliche, politische und regulatorische Veränderungen zu einer höheren Nachfrage nach nachhaltigen Investments geführt. Beispielhaft sei hier die UN-Klimakonferenz von 2015 in Paris genannt, in deren Folge namhafte institutionelle Investoren wie der norwegische Staatsfonds oder der Rockefeller Brothers Fonds Kohleinvestments aus ihren Portfolios weitestgehend ausgeschlossen haben. Auch die Aufsicht hat sich dem Thema Nachhaltigkeit inzwischen mit Nachdruck angenommen. So arbeitet die EU-Kommission aktuell an einem Kriterienkatalog zur Schaffung von einheitlichen Standards für nachhaltige Investments (mehr dazu auf bundesbank.de). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Investoren in Zukunft gar nicht mehr um das Thema Nachhaltigkeit herumkommen werden.

Keine Renditeeinbußen durch nachhaltige Geldanlage

Mit dieser rasanten Entwicklung hat sich auch ein umfangreiches Angebot an mehr und auch weniger ausgeklügelten nachhaltigen Investmentansätzen verbreitet. Dies wird nicht zuletzt durch die inzwischen deutlich verbesserte Datenverfügbarkeit unterstützt. Einer der weltweit größte Anbieter von Nachhaltigkeitsanalysen für Unternehmen ist MSCI ESG Research, im Fonds Bereich zählt Morningstar Sustainability Research zu den größten Analysehäusern.

Das Grundgerüst der Navigator Fonds-Vermögensverwaltung

Im Portfoliomanagement beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren mit dem Thema der nachhaltigen Kapitalanlage. Durch die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Stiftungen und kirchlichen Institutionen, die bereits sehr früh nachhaltige Aspekte in ihren Anlagerichtlinien verankert haben, ist das Thema schon seit geraumer Zeit bei uns präsent, und nicht erst seitdem das mediale Interesse in den letzten Monaten und Quartalen exponentiell angestiegen ist. Dabei haben wir unsere Nachhaltigkeitsphilosophie in den letzten Jahren immer weiter verfeinert und verfügen nunmehr über eine Reihe von nachhaltigen Anlagestrategien, die in entsprechenden Kundenportfolien umgesetzt werden.

Im Rahmen der nachhaltigen Fonds-Vermögensverwaltung werden die strategischen und taktischen Allokationsentscheidungen über aktive und passive Nachhaltigkeitsfonds abgebildet. Wir arbeiten bei Warburg mit Ausschlusskriterien und kombinieren diesen Ansatz mit „Best-in-Class-Kriterien“, die ein Positiv-Screening anhand von ESG-Scores ermöglichen.

Schritt 1: Ausschlusskriterien

Wir werten das komplette Universum von etwa 10.000 aktiven Fonds und ETFs anhand des Morningstar Sustainability Rating aus. Mit mehr als 220 Indikatoren und 450 Feldern bietet ESG Data eine breite Abdeckung von Themen und Unternehmen auf der Grundlage qualitativ hochwertiger und aktueller Forschung. Das Research deckt mehr als 11.000 Unternehmen in 138 Subbranchen ab.

In einem ersten Schritt schließen wir Fonds ohne Nachhaltigkeitsrating aus, so dass etwa 4.800 Fonds verbleiben. Zudem werden Unternehmen, bei denen tiefgreifende oder andauernde Kontroversen bestehen, aus dem Nachhaltigkeitsuniversum ausgeschlossen. Der für die ESG-Kontroversen verwendete Bewertungsrahmen basiert auf internationalen Standards und berücksichtigt zahlreiche global akzeptierte Übereinkommen wie die Menschenrechtserklärung, die ILO-Erklärung über die Grundprinzipien und Rechte am Arbeitsplatz und den UN Global Compact.

Dadurch werden Fonds mit Unternehmen zum Beispiel ausgeschlossen, die sich in folgenden Feldern engagieren:

  • Tabak, Alkohol & Glückspiel
  • Kraftwerkskohle & Atomenergie
  • Zivile Waffen, konventionelle Waffen & Atomwaffen
  • Genveränderte Organismen

Anhand dieser Ausschlusskriterien verbleiben etwa 450 nachhaltige Fonds im Universum, davon etwa 10 % ETFs und 90 % aktive Fonds.

Schritt 2: Auswahl der besten nachhaltigen Fonds

Unser „Best-in-class“-Ansatz basiert auf einem mehrstufigen Prozess zur Ermittlung von nachhaltigen Investmentfonds.

Die Auswahl der besten Nachhaltigkeitsfonds erfolgt anhand einer Vielzahl von Kennzahlen. In der quantitativen Analyse werden alle Fonds miteinander verglichen, die unserem ESG-Ansatz und der gleichen Fondskategorie (z. B. “Aktien Europa“) entsprechen. Innerhalb dieser Kategorie wird anhand einer Vielzahl von statistischen Kennzahlen (z. B. Rendite-/Risikozahlen, Information Ratio, max. Drawdown etc.) eine Rangliste erstellt. Neben quantitativen Kriterien berücksichtigen wir bei der Auswahl aktiver Fonds auch qualitative Kriterien. Zur qualitativen Bewertung gehören messbare Größen wie Kostenstruktur, steuerliche Transparenz und Fondsgröße, aber vor allem ein konsistenter Investmentprozess und ein umfängliches Risikomanagement.  Bei ETFs sind vor allem die Replikationsmethodik, Kosten und der Tracking-Error zum replizierenden Index entscheidend. Erst nach der quantitativen und qualitativen Bewertung wird der Fonds ins nachhaltige Fondsportfolio aufgenommen.

Ausnahme: Fonds für Staatsanleihen

Bei unserer Nachhaltigkeitsmethodik für Staaten bzw. Staatsanleihen haben wir einen Filter entwickelt, der zusätzlich weitere elf Kriterien betrachtet. Bei diesen Kriterien berufen wir uns auf global anerkannte Institutionen. Staatsanleihen von Ländern, die unseren Nachhaltigkeitskriterien nicht genügen, werden vom Kauf ausgeschlossen.

Nach Anwendung des MSCI-Mindestratings und aller elf Kriterien verbleiben aktuell etwa ein Viertel aller Länder weltweit als investierbar.

Die weiteren elf Kriterien beinhalten unter anderem den Germanwatch-Klimaschutz-Index. Nur Staatsanleihen von Ländern, die besonderen Wert auf Klimaschutz legen, werden demnach für ein Investment in Betracht gezogen. Weitere Kriterien sind der Corruption Perception Index von Transparency International mit einem entsprechenden Schwellenwert, sowie verschiedene Indikatoren von Freedom House zu Bürgerrechten, politischen Rechten und Pressefreiheit. Ebenfalls einbezogen werden Indikatoren zur Legalität der Todesstrafe und der Höhe der Rüstungsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt eines Staates. Aus diesem Grund investieren wir in unseren nachhaltigen Strategien beispielsweise nicht in US-Treasuries. Nach Anwendung aller elf Kriterien verbleiben aktuell etwa ein Viertel aller Länder weltweit als investierbar.

Impact Investments: In diese Themenfonds investieren wir

Um aber nicht nur Unternehmen und Staaten auszuschließen, die nicht nachhaltig sind, sondern auch Investments zu allokieren, die einen aktiven positiven Beitrag leisten, investieren wir zudem in bestimmte Themenfonds.

Aktuell investieren wir in folgende Fonds:

Die Themenfonds machen je nach Anlagestrategie etwa sieben bis zwanzig Prozent des Portfolios aus.

Mit nachhaltigem Investment einen Beitrag zur Zukunft leisten

Im Supermarkt oder beim Thema Mobilität hat Nachhaltigkeit bei vielen Menschen bereits einen großen Einfluss. Wenn es aber um Investitionen geht, verhalten sich gerade Privatanleger oft noch nicht nachhaltig. Die Einsicht, dass auch die Geldanlagen privater Haushalte ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten können, gewinnt aber an Bedeutung.

Dabei geht es nicht nur darum, bestimmte Sektoren zu meiden.  Vielmehr geht es darum gezielt in jene Unternehmen zu investieren, die innerhalb eines Sektors besonders nachhaltig wirtschaften. Dadurch entsteht ein Wettbewerbsdruck: Unternehmen wollen gut aufgestellt sein, damit sie für auf Nachhaltigkeit spezialisierte Rating-Agenturen und für große institutionelle Investoren ansprechbar sind. Das führt dazu, dass nachhaltige Produktideen oder Prozesse, die Nachhaltigkeit im Unternehmen stärken, gefördert werden. Und dass das Thema Nachhaltigkeit grundsätzlich ernster genommen wird.

Fazit ist, dass wir nicht nur als Verbraucher einen Einfluss darauf haben, wie Unternehmen in der Zukunft wirtschaften werden. Wir haben auch als Anleger und mit dem Geld, das wir investieren einen erheblichen Einfluss auf Unternehmen und Unternehmensentscheidungen.

Autor: Dr. Ralf Budinsky

Dr. Ralf Budinsky ist promovierter Wirtschaftsmathematiker und verfügt seit 1993 über Kapitalmarkterfahrung. Im Jahre 2001 trat er der Warburg Gruppe bei, wo er langjähriger Leiter der Abteilungen Quantitatives Research und Portfoliomanagement war. Darüber hinaus war er als Relationship Manager mehrere Jahre für die Betreuung institutioneller Kunden zuständig. In seiner aktuellen Position als Leiter Produktentwicklung zeichnet sich Herr Dr. Budinsky für die Entwicklung von neuen Finanzprodukten und Strategien im Bereich liquider Wertpapieranlagen verantwortlich.

Autor: Robin Saerbeck

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