Zinsen in Europa und USA
20. September 2023Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 14. September 2023 eine Zinserhöhung beschlossen. Diese Entscheidung wurde durch die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte beeinflusst. Insbesondere die Anhebung der Inflationsprognose für das kommende Jahr von 3,0 auf 3,2 Prozent hat den Weg für eine restriktivere Geldpolitik geebnet.
Kritik an den Prognosen und Ausblick
Es gibt jedoch Kritik an den Prognosen der EZB. Zum einen wird erwartet, dass der Preisdruck im Rest des Jahres 2023 deutlich abnimmt, um die Prognose von 5,6 Prozent Inflation zum Jahresende zu erreichen. Nach acht Monaten beträgt der Anstieg der Inflation bereits 6,6 Prozent, sodass für die verbleibenden vier Monate nur noch eine Inflationsrate von 3,5 Prozent erwartet wird.
Prognose für Inflation 2024 zu hoch?
Die Prognose für das Jahr 2024 wird ebenfalls als zu hoch eingeschätzt. Einige Analysten gehen von einer Inflationsrate von 2,7 Prozent aus, während die EZB eine Rate von 3,2 Prozent prognostiziert.
Auch die Wachstumsprognosen der EZB von 0,7 Prozent für 2023 und 1,0 Prozent für 2024 werden als zu optimistisch angesehen. Dies liegt unter anderem an der dämpfenden Wirkung der restriktiven Geldpolitik.
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Ausblick auf die nächste EZB-Sitzung
Es wird erwartet, dass die Zinserhöhung vom 14. September 2023 vorerst die letzte in diesem Zyklus war.
Die Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde deuten darauf hin, dass bei der nächsten EZB-Sitzung am 26. Oktober keine weiteren Zinserhöhungen zu erwarten sind.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geldpolitik der EZB in den kommenden Monaten entwickeln wird. Die Inflation und das Wirtschaftswachstum werden wichtige Faktoren sein, die die Entscheidungen der EZB beeinflussen.
US-Inflation: Annäherung an das Ziel
Die jüngsten Inflationsdaten in den USA zeigen eine gemischte Entwicklung. Im August stieg die Gesamtinflationsrate von 3,2 auf 3,7 Prozent, während die Kerninflationsrate, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, von 4,7 auf 4,3 Prozent fiel.
Warum steigt die Inflation in USA?
Der Anstieg der Gesamtinflation ist hauptsächlich auf höhere Energiepreise zurückzuführen, insbesondere auf den starken Anstieg des Ölpreises. Die Preise für Kraftstoffe und Transportdienstleistungen sind gestiegen, wobei die höheren Benzinpreise für mehr als die Hälfte des monatlichen Preisanstiegs verantwortlich sind.
Auch die kalkulatorischen Mieten der Wohnungseigentümer haben zu einer höheren Inflation beigetragen.
Dennoch liegen sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation immer noch über dem Zielwert der US-Notenbank von zwei Prozent. Die Notenbank wird die Inflation daher vorerst noch nicht als besiegt erklären.
Betrachtung der „Shelter“-Komponente
Die „Shelter“-Komponente, die die Wohnkosten umfasst und einen großen Anteil am Warenkorb hat, beeinflusst die US-Inflation stark. Im August lag die Wohninflation um mehr als sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Es wird erwartet, dass sich die Wohninflation in den kommenden Monaten deutlich abschwächen wird.
Betrachtet man die US-Inflation ohne die Wohnimmobilien-Komponente, so liegt die Gesamtinflation bei 1,8 Prozent und die Kerninflation bei 2,3 Prozent. Diese Zahlen ähneln dem harmonisierten Verbraucherpreisindex (HICP), der in der Eurozone verwendet wird.
Ausblick auf die Geldpolitik der US-Notenbank
Es wird erwartet, dass die US-Notenbank die Inflationsentwicklung positiv bewertet und ihre Zinserhöhungen vorerst nicht fortsetzt. Für die beiden letzten FOMC-Entscheidungen in diesem Jahr am 7. November und 18. Dezember wird nicht mehr mit einer Zinserhöhung gerechnet.
Insgesamt kann man sagen, dass sowohl die EZB als auch die US-Notenbank ihren Zinserhöhungszyklus beendet haben. Die US-Notenbank wird voraussichtlich früher als die EZB verkünden, dass die Inflation unter Kontrolle ist.
Autor: Carsten Klude
Carsten Klude studierte nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank VWL mit Schwerpunkt Ökonometrie in Kiel. 1996 kam er zu M.M.Warburg & CO, für die er zunächst die europäischen Kapitalmärkte analysierte und später mit der Leitung des Makro-Research betraut wurde. Seit dem Jahr 2009 ist Herr Klude Mitglied im Investmentrat von M.M.Warburg & CO und verantwortet seit dem Sommer 2013 das Asset Management der Bank. Zusätzlich ist Herr Klude seit dem Jahr 2010 Mitglied im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bundesverbandes deutscher Banken e.V., dessen Vorsitz er von 2015 bis 2018 inne hatte.
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