Cat Bonds: Keine Katastrophe!

Die jüngsten Wirbelstürme “Milton“ und “Helene“ haben die Bedeutung von Katastrophenanleihen (engl. Cat Bonds) in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ende September verwüstete Hurrikan “Helene“ große Teile des Südostens der USA und forderte 230 Todesopfer, womit er seit Hurrikan “Katrina“ im Jahr 2005 der tödlichste Sturm auf dem amerikanischen Festland war.

„Milton“ richtete weniger Schaden an als befürchtet

Nur wenige Tage später folgte Hurrikan “Milton“, der sich zeitweise von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie fünf entwickelte. Auch wenn “Milton“ letztlich weniger Schaden anrichtete als befürchtet, könnte sich die Versicherungsbranche mit Schäden bis zu 100 Milliarden Dollar konfrontiert sehen.

“Milton“ könnte damit einer der bislang teuersten Hurrikans werden.

Hurrikan „Katrina“, der im Jahr 2005 die USA, insbesondere New Orleans, schwer verwüstete, steht weiterhin an der Spitze dieser unrühmlichen Rangliste. Die versicherten Schäden beliefen sich damals auf 99,8 Milliarden Dollar, während die gesamten wirtschaftlichen Verluste sogar 201 Milliarden Dollar erreichten. Solche Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit, Schäden aus Naturkatastrophen abzusichern. Katastrophenanleihen sind ein Finanzinstrument, mit dem Versicherungsgesellschaften dieses Risiko an den Kapitalmarkt weitergeben.

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Aber kann und sollte man auch als Anleger in Cat Bonds investieren?

Was sind Cat Bonds? Insurance-linked securities (ILS), zu denen Katastrophenanliehen gehören, sind spezielle Finanzinstrumente, die von Rückversicherern oder Versicherungsunternehmen ausgegeben werden. Sie bieten Schutz vor Naturkatastrophen wie Wirbelstürme, Erdbeben oder Überschwemmungen. Versicherungsunternehmen, die beispielsweise das Risiko eines Hurrikans in Florida abdecken müssen, sichern sich durch Rückversicherungen ab. Sollte der Rückversicherer jedoch das Risiko ebenfalls minimieren wollen, werden Cat Bonds ausgegeben, die das Schadensrisiko an den Kapitalmarkt weitergeben.

Cat Bonds funktionieren strukturell ähnlich wie herkömmliche Anleihen.

Der Emittent – in diesem Fall der Versicherer oder Rückversicherer – erhält Kapital von Investoren und zahlt ihnen regelmäßige Kupons, also Zinsen, basierend auf der Bonität des Emittenten. Diese Anleihen haben jedoch ein besonderes Risikoprofil: Bei einem definierten Naturkatastrophenereignis, wie etwa einem Hurrikan, der Schäden über einem festgelegten Schwellenwert verursacht (z. B. 500 Millionen US-Dollar), können Investoren ihr Kapital teilweise oder vollständig verlieren. Dieses Kapital wird dann zur Deckung der Versicherungsschäden verwendet.

Was Cat Bonds von anderen Schuldtiteln unterscheidet

Das ist ihre Abhängigkeit von Naturereignissen, deren Eintreten die Rückzahlung des Kapitals gefährdet. Sollte keine größere Katastrophe eintreten, profitieren die Investoren, da sie die Kupons erhalten und ihr Kapital am Ende der Laufzeit zurückbekommen. Da allerdings auch das Risiko eines Totalausfalls besteht, sollte niemals in einzelne Cat Bonds, sondern immer in ein Portfolio aus sehr vielen, breit diversifizieren Anleihen investiert werden.

Wie genau funktioniert der Markt für Cat Bonds?

Der Markt für Katastrophenanleihen hat sich hat sich in den letzten zehn Jahren auf über 40 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Ein zentraler Faktor für dieses Wachstum sowie das mittelweile breite Angebot an Fondslösungen ist das vermehrte Auftreten von Naturkatastrophen, verstärkt durch die steigende Bevölkerungsdichte und den wachsenden Wohlstand in den betroffenen Regionen.

Markt für Cat Bonds stark gewachsen

In der ersten Jahreshälfte 2024 ist der Markt für Katastrophenanleihen erneut stark gewachsen. Mit Primäremissionen von über 12,3 Milliarden US-Dollar verzeichnet das Jahr 2024 damit laut dem August-Bericht „ILS Market Insights“ von Swiss Re die höchsten Emissionen in der Geschichte dieses Marktes und liegt auch deutlich über dem fünf und zehnjährigen Mittelwert von 9,12 bzw. 7,21 Mrd. USD.

Cat Bonds als Portfoliobaustein sinnvoll?

Katastrophenanleihen werden aufgrund ihrer attraktiven Diversifikationseigenschaften häufig in den Bereich der Absolute-Return-Produkte eingeordnet. Da die Bewertung von Cat Bonds nicht von wirtschaftlichen oder unternehmensspezifischen Ereignissen abhängt, korrelieren sie kaum mit traditionellen Märkten. Darüber hinaus handelt es sich bei Katastrophenanleihen typischerweise um variabel verzinste Anleihen, die sich einem schwankenden Zinsumfeld dynamisch anpassen und bei steigenden oder fallenden Zinsen – wenn überhaupt – nur minimale Kursschwankungen aufweisen.

Gucken wir auf die Korrelation zu anderen Assetklassen

Ein Blick auf die Korrelationsmatrix verdeutlicht die Diversifikationseigenschaften von Cat-Bond-Portfolios: Sowohl zu typischen Aktienmarktindizes wie dem S&P 500, dem STOXX 6000 oder dem MSCI World/EM als auch zu Rentenmarktindizes wie dem Iboxx € Sovereigns 3-5 Jahre oder Iboxx € Corporates 3-5 Jahre ist die Wertentwicklung des Swiss Re Cat Bond Index unkorreliert. Diese Unabhängigkeit von der Finanzmarktentwicklung macht Katastrophenanleihen zu einer wertvollen alternativen Renditequelle und zu einem zentralen strategischen Baustein in einem diversifizierten Mischportfolio.

Cat-Bond-Fonds bieten Anlegern Zugang zu einem diversifizierten Portfolio von Katastrophenanleihen, wodurch das Risiko breiter gestreut wird.

Da die Einzelrisiken von Cat Bonds weitgehend unkorreliert sind (bspw. Hurrikans und Waldbrände), ist der Diversifizierungseffekt innerhalb eines Cat-Bonds-Portfolios erheblich, muss aber von einem qualifizierten Team umgesetzt werden. Die Performance von Cat-Bond-Fonds hängt stark von der Häufigkeit und Intensität der Naturkatastrophen ab. So verzeichnete der Swiss Re Cat Bond Index nach dem Hurrikan Ian im Oktober 2022 einen Verlust von 5,6 Prozent, erholte sich jedoch schnell durch den hohen Zulauf neuer Abschlüsse nach der Katastrophe. Dieses Muster ist regelmäßig zu beobachten.

Lange Zeit war die Assetklasse schwer zugänglich

doch seit 2010 bieten immer mehr Asset Manager ihre Cat-Bond-Portfolios auch als liquide UCITS-konforme Fonds an. Dies eröffnet institutionellen wie auch privaten Anlegern eine regulierte und attraktive Investitionsmöglichkeit. Die Fonds verwenden dabei fortschrittliche Risikomodellierungs-Tools, um die tatsächlichen Risiken der Anleihen zu bewerten, und bauen breit diversifizierte Portfolios auf.

Fazit: Der Cat Bond Markt wächst rasant und bietet Diversifikation

Die Verwüstungen durch Hurrikan “Helene“ und “Milton“ unterstreichen die Bedeutung von Katastrophenanleihen als Instrument zur Absicherung gegen extreme Wetterereignisse. Der Cat Bond Markt wächst rasant und bietet nicht nur Versicherern eine zusätzliche Finanzierungsquelle, sondern auch Investoren eine attraktive Möglichkeit zur Diversifizierung ihrer Portfolios.

Cat-BondFonds haben sich in volatilen Marktumfeldern als stabilisierender Faktor erwiesen

Das liegt daran, dass sie weitgehend unabhängig von traditionellen Finanzmarktbewegungen agieren. Dies macht sie zu einem wertvollen strategischen Baustein in einem ausgewogenen Portfolio – gerade in Zeiten des Klimawandels und der wachsenden Häufigkeit von Naturkatastrophen. Aber wie fast jedes Finanzinstrument sind Cat-Bond-Fonds auch nicht von Risiken ausgenommen und von Kursrückschlägen frei. Daher ist es bei der Fondsselektion umso wichtiger, auf ein breit diversifiziertes Katastrophenanleiheportfolio zu achten, das in einem stringenten Investmentprozess von einem erfahrenen Portfoliomanagement-Team verwaltet wird.

Bild von Unsplash von Library of Congress

Rebekka Haller

Autor: Dr. Rebekka Haller

Dr. Rebekka Haller studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Im Anschluss promovierte sie am Lehrstuhl für Corporate Finance und Ship Finance und arbeitete dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin. 2014 begann sie als Analystin im Investment Office von M.M.Warburg & CO. Dort ist sie u.a. für Anlagestrategien und die quantitative Fondsauswahl verantwortlich sowie in beratender Funktion zu allen Fragen der Asset-Allocation tätig.

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